Von der quantitativen Gier ins qualitative Hier? Worin der eigentliche Wert Bitcoins besteht und was Geld wirklich ist
Ein wirtschaftsphilosophisches Gedankenabenteuer für "deepe Rabbitho(d)ler" und andere Geistesathleten
Vorbemerkung: Dieses Essay (v2.1.2) wurde ursprünglich für den Kurznachrichtendienst Twitter verfasst (280 Zeichen je Posting) und erhält hier gelegentlich Feinschliff. Lesezeit ca. 15 Minuten. Zwischenüberschriften in kursiver Fettschrift.
Los geht’s:
1.) Zum Wesen des Geldes – und welch (r)evolutionäre Rolle Bitcoin dabei einnimmt (Teil 1)
2.) Ließe sich Bitcoin gar als digitaler Gesellschaftsvertrag verstehen, der die quantitative Gier des Menschen in qualitative Bewusstheit konvertiert? (Teil 2)
Einführung – Bitcoin im Schnelldurchlauf
Beginnen wir mit dem unmöglichen Versuch, Bitcoin in nur einem Satz darzustellen und ergründen von dort ausgehend dessen Tiefe hinsichtlich seines wahren Wertes und Zukunftspotentials.
Nun, bei Bitcoin haben sich alle Teilnehmer als Pseudonym agierend auf ein nachprüfbar mengenlimitiertes Geldsystem geeinigt, das durch dezentral organisierte Open-Source-Computertechnologie ein stark wertspeicherndes Tauschmittel mit dem jeweils epochenmöglichen Höchstmaß an technischer Sicherheit vor Fremdzugriff und Manipulation hervorbringt.
Diese stets zeitgemäße Sicherheit wird u.a. durch den offen einsehbaren Quellcode, die dezentrale Netzwerk-Architektur sowie den revolutionären “Proof-of-Work”(PoW)-Algorithmus samt “Difficulty Adjustment” gewährleistet. Ohne sich zu sehr in technischen Details zu verlieren:
Die maximale Anzahl zirkulierender ist gleichfalls wie die Erzeugung neuer Bitcoin technisch unveränderbar festgelegt: nämlich auf ein psychologisch wichtiges Maximum von 21 Millionen Stück, von denen die letzten um das Jahr 2140 gefunden werden. Bis dahin halbiert sich mathematisch festgelegt alle 4 Jahre (im sog. “Halving”) die Menge an neu erzeugten Bitcoin, an deren Suche sich ein jeder wie bei Gold durch technische Geräte beteiligen kann (hier Internetzugang und “Mining”-Hardware).
Daher könnte man Bitcoin auch als neuartiges Ökosystem betrachten, in dem der Abbau, die Inbesitznahme und die Verteilung des erstmals entdeckten Rohstoffs “digitale Knappheit” durch offenen Wettbewerb fair organisiert ist und einem jeden offensteht. Der Mensch wird damit zu seiner eigenen Bank, dessen Gold er im Hintergarten selber schürfen und welt(all)weit verschicken kann (“banking the unbanked” – Bitcoin als allgemein zugängliche WeltDEzentralbank).
Was bedeutet das?
Nun, damit ermöglicht uns das Bitcoinökosystem eine nie zuvor gekannte Sicherheit respektive Berechenbarkeit als langfristig funktionierende Grundlage für ein völlig neues (defacto revolutionäres, weil freies und ehrliches) Geldsystem:
Wo zuvor ein König oder die Zentralbank nach Belieben die Geldmenge oder -qualität (z.B. den Goldgehalt einer Münze oder das gegenwärtig inflationäre EZB-Gedrucke) manipulieren, Transaktionen unterbinden (sogar politisch missliebige Konten sperren) und die Sparermasse (“den kleinen Mann”) in historischer Regelmäßigkeit ruinieren konnte, wird mittels Bitcoin dieses erwartbar ruinös menschliche Vertrauenmüssen und die damit verbundene, Jahrzehnte währende geldpolitische Unsicherheit durch Mathematik und Technologie ersetzt – Menschen (können) lügen, transparente Software nicht; ganz wichtig in seiner abzuleitenden Bedeutsamkeit zu begreifen!
Die Geschichte lehrt uns: Der Mensch atmet Geld – und erstickt an dünner Luft
Ein ehrlicher Blick in die Geschichte des Geldes offenbart uns die Dringlichkeit einer korruptionsresistenten Form von Geld: Denn über kurz oder lang sind alle (!) menschlich verwalteten Geldsysteme durch miss(bräuch)liches Verhalten zerstört oder entwertet worden.
Egal, ob wir auf das antike Rom, das moderne US-Imperium oder kleine Pazifikinseln blicken: Immer endete der Versuch zur Schaffung stabilen Geldes in massiver Entwertung, sei es von außen bedingt wie in der Kolonialzeit oder von innen wie ein gebrochenes Golddeckungsversprechen. Was bei kleineren Kulturen (Rai-Steine, Kaurimuscheln) mit dem Verlust der Selbstbestimmung und entsprechend veränderter Lebensgestaltung einherging, leitete in größeren Reichen (Rom, Ming-Dynastie, [USA?]) den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zerfall ein oder beschleunigte ihn stark.
Die Geschichte lehrt uns also: Sobald eine zentrale Instanz die Kontrolle über Geld gewinnt, wird diese Macht früher oder später durch interne oder externe Kräfte zum Nachteil der Bevölkerung missbraucht – das ist die reale Natur des hiesigen Menschengeschlechts, nicht eine Ausnahme existiert in seiner Geschichte! Wäre dem anders, so fänden wir noch heute unkorrumpierte Geldsysteme der Vergangenheit vor. Finden wir aber nicht.
Weshalb also an einem auf menschlichen Vertrauenmüssen basierten Geldsystem zum x-ten Mal festhalten, wenn es doch stets scheiterte und absehbar scheitern wird?
Die Geschichte lehrt uns außerdem, dass wir bei genauem Hinsehen ein universelles, zyklisches Muster in ihr erkennen: Die Qualität (= Art der Ausgestaltung) von Geld und Eigentum bestimmt wesentlich über die Qualität von Wirtschaft, Mensch und Staat. Und die Qualität des Staates wiederum bestimmt durch Gesetze und Verfügungen über die Wesenhaftigkeit von Geld und Eigentum. Damit schließt sich ein ewigwährender 4-Phasen-Kreislauf, den ich als “Politökonomischen Atemzyklus des Menschen” bezeichnen möchte:
Die Ausgestaltung von Geld und Eigentum bestimmt wesentlich über die Ausgestaltung der Wirtschaft
Die Ausgestaltung der Wirtschaft bestimmt wesentlich über die Ausgestaltung des Menschen (Verhalten, Denkweise, Ethik & Gesellschaft)
Die Ausgestaltung des Menschen bestimmt wesentlich über die Ausgestaltung des Gemeinwesens (Staat, Politik, Gesetze & Regelwerk)
Und die Ausgestaltung des Gemeinwesens wiederum bestimmt wesentlich über die Ausgestaltung von Geld und Eigentum (Zyklus schließt sich, beginnt von vorn)
Dieses Kreislaufmodell lässt sich auf große Zivilisationen wie auch kleine Stammesgesellschaften universell anwenden und letztlich gar bis auf den Mikrokosmos des einzelnen Menschen herunterbrechen, doch würde dies abzuleiten hier zu weit führen. Konzentrieren wir uns stattdessen auf Geld: Dieses steht im Zyklus an erster Stelle, weil es die wirkmächtigste Form von Eigentum darstellt – es ist die wichtigste aller Stellschrauben, an der gedreht werden kann.
Und in genau diese Schraube greift Bitcoin als stabiles Gewinde: Denn mit ihm finden wir erstmals eine durch keine Obrigkeit mehr manipulierbare Ausgestaltung von Geld und Eigentum vor – die Stellschraube Geld kann nicht mehr aus ihrer Verankerung gerissen werden.
Auf diese Weise könnte Bitcoin den “Politökonomischen Atemzyklus des Menschen” dauerhaft stabilisieren und dem Zerfall einer Zivilisation entgegenwirken, denn die gewöhnlich dünne Luft des Geldes wäre nun sauerstoffgesättigt. Dies böte dem Menschen ein ökonomisches Instrument der gesellschaftlichen und persönlichen (R)evolution, das historisch seinesgleichen sucht.
Weshalb nicht, wenigstens versuchsweise, davon Gebrauch machen statt die alten Fehler unserer Vorfahren ewiglich zu wiederholen?
Inflation – der stille Raub durch stete Geldentwertung
Aus Investorensicht legt sich Bitcoin derweil von selbst an, wird automatisch immer seltener mit der Zeit und ist damit so ziemlich genau das Gegenteil unseres gegenwärtigen Fiat-Geldsystems, das sich durch nahezu unbeschränktes Gelddrucken aus dem Nichts ständig selbst entwertet und letztlich (hyper)inflationär endet – auf dem Rücken der sich unwissend immer ärmer sparenden Bevölkerung (vgl. u.a. den sog. “Cantillon-Effekt“ sowie die seit geraumer Zeit eigenerfahrbare Verwerfung des Weltfinanzsystems).
Die allermeisten Menschen sind sich nämlich den verheerenden Folgen der ihnen auferzwungenen Inflation (lat. “Aufblähung”) nicht im Ansatz bewusst. Wer etwa für schlechte Zeiten abrufbereit 1000 Euro Bargeld unter das Kopfkissen legt, der hat bei einer ganz offiziell erwünschten Inflationsrate von 2% nach 10 Jahren nur noch einen realen Wert von 818 Euro übrig – und nach 20 Jahren schon fast nur noch die Hälfte, nämlich 672 Euro!
Klingt das nach einem guten Geld, in dem sich die eigene Arbeitsleistung zukunftsgewiss speichern lässt – oder sieht das nicht viel mehr aus wie ein ziemlich kluger Raub auf Zeit durch die Zentralbank?
Und ist es daher nicht wunderbar, mit Bitcoin ein dergestalt freies, faires und transparentes wie demokratisches Geldsystem zu haben, an dem sich ein jeder Mensch ohne staatlich-fremdherrschaftliche Erlaubnis und der Angst vor inflationärer Beraubung oder gar willkürlicher Konfiszierbarkeit seines hart erarbeiteten Eigentums beteiligen kann?
Bitcoin – die Geburt von raubresistentem Eigentum
Diese unerschütterliche Eigentumsmöglichkeit existiert durch Bitcoin das erste Mal in der Menschheitsgeschichte und bringt tiefe Konsequenzen mit sich: nur 12 Wörter im Kopf (als Art anmeldungsfreies Passwort) ermöglichen an jedem Ort der Welt sofortigen Zugriff auf das eigene Vermögen und dessen erlaubnislosen Transfer!
Anders als etwa bei Immobilien, deren Besitzer ja - wie die Geschichte zu genüge zeigt - oft nur geduldete Mieter (oder bestenfalls Pächter) von Staatseigentum sind, beschränkt Bitcoin diese Möglichkeit der hinzunehmenden Fremdherrschaft und kann nicht ohne eigenes aktives Zutun beraubt werden.
Wer nun immer noch behauptet, niemand brauche so etwas wie Bitcoin, der behauptet gleichfalls, wir hätten ein im Grundsatz funktionierendes Geldsystem, dem man funktionell und personell vertrauen könne und das deshalb alternativfrei bleiben müsse – natürlich naiver Nonsense, den ein Blick in jede Geschichtsepoche widerlegt.
Solange der Mensch also glaubt, seine Haustür abschließen zu müssen (weil er seinen Mitmenschen nicht vertrauen kann), solange benötigt er auch ein vom Vertrauen losgelöstes Geldsystem! Bitcoin fixes this.
Um hierzu weiterführende Ableitungen vorzunehmen, müssen folgend einige philosophische Grundsätzlichkeiten erörtert werden. Etwa die Frage, weshalb Bitcoin überhaupt einen Wert besitzt, ja, was es überhaupt bedeutet, dass und warum wir etwas als “wertvoll” bezeichnen. Sonst wird das Geniehafte an Bitcoin nicht deutlich.
Das “Wohlbefindlichkeitsaxiom” – mit ihm steht und fällt des Menschen Welt
Beginnen wir dazu mit der Frage nach dem tatsächlich gelebten (nicht individuell erachteten) Sinn des Lebens, da hierauf alles aufbaut. Keine Bange, dieser lässt sich erstaunlich einfach für alle fühlenden Wesen gleichermaßen in einem Satz ausdrücken: nämlich das Streben nach Wohlbefinden respektive die Vermeidung von Leiden.
Ad-hoc-Beweis: Hättest du bis hierhin gelesen, wenn dir der Text arg viel Unbehagen bereiten würde oder so gar keinen Hinzugewinn verspräche? Und schaffst du es nicht zum Ende, so doch in erster Linie nur, weil das aufkeimende Unwohlsein den zu erwartenden (Wohlbefindlichkeits)Gewinn übersteigt.
Man mache sich also selbstachtsam bewusst: Jegliche Entscheidung eures Lebens hängt letztlich davon ab, ob und wieviel Wohlbefinden bzw. Leidvermeidung ihr euch und/oder anderen von einer Sache versprecht!
Prüft dies still aber tief in ehrlicher Selbstreflektion an eurem eigenen Wesen, ihr werdet keine Ausnahme finden. Wer sodann mit klarem Blick in die eigene Absicht schaut, wird erkennen: FAST IMMER handelt er zum Wohle von sich selbst, FAST NIE in echter Selbstlosigkeit zum Wohle anderer (was sich viele jedoch nicht eingestehen können und zeitlebens selbst belügen).
Dieser aus oberflächlicher Betrachtung heraus mitunter banal scheinende Aspekt des menschlichen Daseins ist in Wahrheit von essentieller Bedeutung, denn er reduziert die tiefere Ursache menschlichen Handelns auf seine eigentliche Basis – nennen wir es “das psychologische Naturgesetz vom Wohlbefindlichkeitsaxiom”.
Diese Erkenntnis bedeutet, dass all unser Handeln letztlich auf Glauben und Hoffnung basiert, nämlich jener nach Erlangung und Erhalt von möglichst viel Wohlbefinden – wofür es ja aber nie eine Garantie gibt, sondern nur maximal hohe oder niedrige Wahrscheinlichkeiten. Viele glauben zu wissen, doch wissen nicht, dass sie nur glauben.
Geld = gespeicherte Hoffnung auf allzeit einlösbares Wohlbefinden
So. Und was ist demnach dann jetzt Geld?
Geld ist objektiv betrachtet die geglaubte Chance (subjektiv immer ein gefühltes Wissen) an die jederzeitige Konvertierbarkeit eines bestimmten (unterstellt wertspeichernden) Gutes in eine bestimmte Form von Wohlbefinden (etwa in Form von Dienstleistungen und Waren oder anderem Besitztum).
Mit jedem Bezahlvorgang erwirbt sich der Mensch also Hoffnung. Mit jedem Produkt, das er kauft, mit jeder Dienstleistung, jedem Gut, das er erwirbt, kauft er eigentlich Hoffnung – die Hoffnung und Erwartung auf damit einhergehendes Wohlbefinden für sich selbst und/oder andere.
Damit wird Geld zur wirkmächtigsten Form von Eigentum überhaupt: Kein ökonomisches Gut kann derart schnell und unkompliziert den Besitzer wechseln und kein ökonomisches Gut kann derart schnell und zuverlässig Wohlbefinden herstellen wie Geld. Deshalb giert die ganze Welt danach! Es ist hochliquides, flüssiges Eigentum – wie eine mobile Immobilie in bester Lage und doch stets griffbereit in der Hosentasche.
In der Lebenswelt des Menschen ist ein solches Tausch- und Wertspeichermedium nötig, um möglichst verlustfrei den süßen Früchten seiner harten Arbeit auch in ferner Zukunft noch Wohlbefinden entpressen zu können. Wenn beispielsweise ein mittelalterlicher Bauer eine reiche Ernte einfährt, so kann er überschüssiges Korn nicht dauerhaft für schlechte Jahre bevorraten, ohne dass es verdirbt.
Deshalb benötigt er ein Medium, um seine erbrachte, doch aktuell nicht selbst gebrauchte, Arbeitsleistung zu speichern und jederzeit möglichst verlustfrei abrufen zu können. Das mediale Werkzeug dafür nennen wir Geld und dessen bester Vertreter ist (durch Bitcoin vielleicht war?) historisch betrachtet reines Gold. Wenn unser Bauer genügend Ernteüberschuss erzielt, um dem Wert einer Goldmünze zu entsprechen, so wird er sich wohl auch dafür entscheiden.
Wert = subjektive Erwartungshaltung + objektive Verfügbarkeit
Worauf aber gründet nun der zugeschriebene “Wert” von einem Tauschmittel und Wertspeicher, hier namentlich Gold?
Er liegt letztlich einzig im Glaube und damit Vertrauen begründet, auch in Zukunft noch etwas mindestens gleich viel Wohlbefinden Stiftendes für seine geleistete, in diesem oder jenem Tauschmittel gespeicherte Arbeit zu bekommen – Geld ist also in erster Linie Wohlbefindlichkeitsgarant (als dahingehend konserviertes, jederzeit entfaltbares Energiepotential).
Kurz: Je höher die (stets individuell erachtete) Chance auf Wohlbefinden durch ein knappes Gut, desto höher wird sein “Wert” bemessen – deshalb ist Wasser auch so tauschwertgünstig im Normalfall, obwohl essentiell fürs Wohlbefinden, und der Fantastilliarden-Picasso so tauschwertteuer, obwohl für kaum jemanden wohlbefindlichkeitsessentiell (es bedarf lediglich zweier sich Ereifernder)!
Oder wirtschaftswissenschaftlich(er) ausgedrückt: Der ökonomische Wert (“Preis”) eines Gutes ergibt sich aus dem Maß des damit einhergehend erhofften Wohlbefindens UND aus dem Maß seiner aktuellen Knappheit – subjektive Erwartungshaltung trifft auf objektive Verfügbarkeit, was sich letztlich in klassischer Angebots-Nachfrage-Dynamik spiegelt.
Damit präzisiert und erweitert diese Werttheorie die Ideen der sog. “Österreichischen Schule” um die wahre Natur des Menschen (nämlich dem Wohlbefindlichkeitsaxiom). Nennen wir sie in klarer deutscher Sprache dementsprechend “Wohlbefindlichkeitszentrierte Werttheorie”.
Unser mittelalterlicher Bauer konvertiert also seinen Überschuss, sagen wir 50kg Getreide, in eine entsprechende Goldmünze. Das tut er aber nur, weil er “weiß” (in Wahrheit glaubt und hofft er nur, vertraut also darauf), dass er für diese Goldmünze in 10 oder 20 Jahren auch noch ungefähr 50kg Getreide oder ein Äquivalent bekommt.
Er entscheidet sich für den seiner Auffassung nach am meisten Wohlbefinden garantierenden Wertspeicher mit der bis dahin allgemein bekannt höchsten Wahrscheinlichkeit auf Werterhalt (bzw. der niedrigsten Wahrscheinlichkeit auf Wertverlust): dem möglichst reinen Golde.
Die Idee von Geld hängt am seidenen Faden des Vertrauens – und Bitcoin webt daraus ein stählernes Geflecht der Gewissheit
Es ist also nicht zuvorderst das arbeitsaufwändig gewonnene Material und seine Seltenheit per se, die etwa bei Gold automatisch zu einem Wert führen (sollten/könnten/müssten) – vielmehr ist es das dem Gold zugeschriebene und sich seit Jahrtausenden bewährende Vertrauen! Die historisch erfahrene allgemeine Akzeptanz sowie Knappheit des Goldes schafft und bestätigt das Vertrauen und den Glauben (als gefühltes Wissen), auch zukünftig nicht im Übermaß aufzutreten und so den Tauschwert beizubehalten (sodass daraus letztlich wieder Wohlbefindlichkeit erwachsen kann).
Nicht im Material an sich steckt demnach der eigentliche Wert (Platin bspw. ist viel seltener als Gold), sondern in der mit ihm assoziierten, positiven Erfahrung als bewährtes Tausch- und Wertspeichermittel über einen längeren Zeitraum: unerschütterlichem Vertrauen!
Man benötigt für gutes Geld also nicht zwingend etwas Materielles in der Hand wie eine Goldmünze, sondern es bedarf lediglich der individuellen Gewissheit über dessen Werterhalt – eine zentrale, in seiner Tragweite nur wenig begriffene Erkenntnis über das tatsächliche Wesen von Geld.
Und nichts monetär Bekanntes wie Bewährtes ermöglicht uns eine dermaßen unmanipulierbare Gewissheit über seine aktuelle sowie zukünftige Knappheit und funktionale Beschaffenheit wie Bitcoin! Alles, selbst Gold, gibt es nahezu unendlich viel im All; Bitcoin mathematisch bedingt nur 21 Millionen volle (bis ins kleinste teilbare) Male. Damit haben wir erstmals eine auf unbegrenzte Zeit prognostizierbare, objektive Geld(mengen)politik mit einhergehender, psychologisch wichtiger Langzeitgewissheit und all den entsprechenden Positivfolgen für Mensch und Gesellschaft.
Das nötige Restvertrauen (ganz ohne geht es in der Weltlichkeit nie zu) wird technisch dezentral bis ins Sonnensystem hinein diversifiziert (siehe Blockstream-Satelliten), sodass dieses Geldsystem wohl tendenziell selbst den Untergang des Planeten überleben würde, auf dem es einst das Licht der Welt erblickte. Ja, so mächtig ist Bitcoin!
Die klassische Goldmünze entspricht demnach dem alten Typus des handfest materialisierten Vertrauens, während Bitcoin digitales Vertrauen institutionalisiert, es also in eine gesellschaftlich anerkannte Form bringt – indem nämlich die zu Vertrauen führenden Kräfte eines bewährten Tausch- und Wertspeichermittels (etwa Knappheit, Teilbarkeit, Fälschungssicherheit, geringe Lagerungs-, Transport- und Transaktionskosten, Möglichkeit der universalen Standard-Recheneinheit usw.) in Bitcoin intrinsisch (“von Haus aus”) einprogrammiert sind (und sei es durch hiervon abgeleitete innertechnische Lösungen wie “2nd-Layer” letzterfüllt).
Der “fundamental value” (Wert) von Bitcoin besteht also in einem maximal möglichen monetären (Ur)Vertrauen, wie es uns nie zuvor ein Zahlungsmittel ermöglicht hat! *mindblowsound*
Welch langfristig stabileres, welch ehrlicheres Fundament einer Geldökonomie kann es für eine ihr Heil noch im Materialismus suchende Gesellschaft geben?
Je länger das Bitcoin-Netzwerk funktioniert, desto mehr bestätigt und verdichtet sich dieses Vertrauen. Und mit steigendem Vertrauen steigt auch der davon abhängige Wert, wird womöglich zum weltweiten Währungsstandard, an dem sich alles messen lassen muss.
Beim Bitcoin-Mining wird demzufolge auch keine Energie verschwendet, sondern es kommt zu einer Konvertierung. Diese besteht in einer Umwandlung von elektrischer Energie in emotionale Energie namens Vertrauen – was sich freilich (noch?) nicht als erweiterte physikalische Formel darstellen lässt, kann im Geiste leicht von jedermann erfasst werden.
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Eigentlich müsste man jetzt noch einen Schritt weiter gehen und die dem zugrundeliegende, ineinander aufbauende Dreiheit des Wohlbefindlichkeitsaxioms in Form von “Hoffnung » Glaube » VERTRAUEN” als soziale Grundwährung definieren, über die sich jegliche Ökonomie, auch die soziale Interaktion, gestaltet:
Der Mensch investiert und entzieht seine jeweils nicht unbegrenzt vorhandenen “Trustcoins” (Vertrauenspunkte gewissermaßen) in Ideen, Personen, Beziehungen, Organisationen, Herrschaftsverhältnisse, Gegenstände usw., wodurch sich maßgeblich seine Realität konstituiert und er sich Rendite in Form von Wohlbefinden erhofft.
Erfährt er diese, so vertraut er weiterhin diesen Personen oder Denkgebäuden. Großes oder anhaltendes Unwohlsein in Zusammenhang damit führt hingegen zu einem “Investmentverlust” an Vertrauen und er entzieht der Sache seine “Trustcoins” (die gewissermaßen emotionaler Energie entsprechen).
Wer diesen Gedanken in seiner Tiefe versteht, könnte ihm folgend ein gänzlich neues, soziologisches Gebäude darauf errichten. Doch wir wollen den Bogen jetzt hier nicht völlig überspannen.
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Mithilfe dieser theoretischen Modellskizze erklärt sich jedenfalls der Erfolg von Bitcoin und entkräftet auch den Energieverschwendungsvorwurf – denn die aufgewendete Energie ist nun einmal der unvermeidliche Preis für das Einander-nicht-vertrauen-Können und der daraus ableitbaren Not-Wendigkeit eines unmanipulierbar-transparenten wie berechenbar-freiheitlichen Geldsystems fernab menschlicher Korruption!
Und dieser Preis ist sogar noch ziemlich günstig angesichts der Verwerfungen, die das betrügerische, ja sklavische, Zentralbanksystem samt Krieg und Schuldknechtschaft der Menschheit auferlegt – und von dem uns Bitcoin befreien KANN, sofern dieses Geschenk erkannt, angenommen und auch ausgepackt wird.
“ALTRUISMUS AUS EGOISMUS” – Bitcoin als Katalysator einer Selbst- und Gesellschaftstransformation? (Teil 2 beginnt)
Achtung, jetzt geht es noch einmal eine Denkebene tiefer. Die traditionell stumpfe Scharfzüngigkeit “Meister Klüglings” (vgl. Jakob Böhme) wird es wohl spekulative Traumtänzeritis nennen, doch das Potential zum Folgenden sehe ich tatsächlich als visionäre Möglichkeit gegeben – die wie so viele Geschenke vom Menschenkinde nur nicht entgegengenommen wird, wie ich fürchte. Doch es sei ihm dargereicht.
Denn hier beginnt Bitcoin jetzt nicht nur für das Glück des Einzelnen richtig interessant zu werden, sondern als gesamtökonomisches System auch für die Gesellschaft als mögliches Werkzeug hin zu einem wertigeren Sein – weg von oberflächlichem Konsumismus hin zu qualitativer Bewusstheit!
Bitcoin als Scharnier einer postmaterialistischen, gar geldlosen Gesellschaft? Wie seine Anreizstruktur Konsumbewusstsein schärft und in einen asketischen Prozess überführt
Nun, in der Regel macht jeder jahrelang hodlende (also sie nicht veräußernde) Bitcoinbesitzer die bewusste Erfahrung, dass seine Coins alle 4 Jahre nach dem angesprochenen Halving nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch im Tauschwert steigen. Durch diesen Halving-Effekt wird das Geld also immer knapper und wertvoller – statt immer aufgeblähter und wertloser wie im jetzigen System.
Dadurch aber entwickelt der Bitcoinbesitzer mit jedem dieser Vorgänge ein tatsächlicheres Verständnis (Bewusstsein) über die Dinge, die ihm wirklich werthaltig und ausgabewürdig erscheinen. Sparsamkeit, Konsumverzicht und der Fokus auf reine Funktionalität werden spürbar stark belohnt und entsprechend ganz automatisch aus Eigennutzdenken heraus weiterentwickelt.
Seine immer wertvoller werdenden Sats/Bitcoin (1 Sat = 0,00000001 Bitcoin) gibt er zunehmend nur noch für das aus, was er wirklich benötigt: Ehemals oberflächlich-quantitativer Konsumismus transformiert sich so eigennutzbedingt in sinnstiftend-qualitative Bewusstheit! Welch Geniestreich Nakamotos (dem Erfinder) respektive der guten (höheren?) Absicht dahinter!
Statt zum prahlenden Stolze wird ein Fahrzeug nun vermehrt unter dem Aspekt des wahren Nutzens gekauft – der Lambo von heute wäre ja der Fuhrpark von morgen!
Der Mensch sucht auf diese Weise innerhalb eines Jahr(zehnt)e währenden Prozesses sein Heil immer weniger im Außen als vielmehr im Innern und entwickelt so eine erhöhte Sensibilität für die Bedingungen nachhaltig anhaltenden Wohlbefindens.
Auf lange Sicht betrachtet sind Unternehmen so regelrecht gezwungen, langlebige Produkte höchster Qualität herzustellen, die der Mensch auch wirklich braucht und begehrt, wenn sie unternehmerisch bestehen wollen. Der Rückgang von Produktbetrug (bspw. geplante Obsoleszenz oder Shrinkflation), Überproduktion und Ressourcenverschwendung ist wie auch die Zunahme von Umweltschutz und sauberer Energie nur logische Konsequenz dieser Entwicklung.
Die Selbstverwirklichung des Menschen fände immer seltener im Außen denn im Innern statt. Kleidung etwa würde bestenfalls der Witterungswidrigkeit wegen erworben und nicht mehr um als stolzer Pfau umherzubalzen – Funktion ersetzt Blendwerk.
In einer solch “deflationär” angelegten, auf Dauer vierjahreszykloid-taktierenden Bitcoin-Ökonomie achtet der einzelne Mensch wie auch die Gesellschaft also extrem penibel auf jegliche Ausgaben und deren tiefere Konsequenz, entwickelt dadurch kritischere Bewusstheit über sich selbst und die weitergehenden Auswirkungen des eigenen Handelns. Die Gesellschaft wird sich endlich existenzielle Fragen stellen: Müssen wir unser hart erarbeitetes Geld für Tod und Zerstörung ausgeben? Oder sind wir nicht langsam des Militarismus überdrüssig?
Allein aus Eigennutz (Halving-Effekt) drängt Bitcoin den Menschen also zur kritischen Selbstreflektion und treibt ihn regelrecht in die Konsumaskese mit den üblichen Folgen freiwilligen Verzichts: der Entwicklung erhöhten Bewusstseins und überweltlichen Wohlbefindens (siehe verlinkte Studien, vgl. Hook et al., 2021; Rich et al., 2017 u. a.).
Auf diese Weise zügelt Bitcoin tatsächlich die Gier im Menschen und könnte womöglich den Übergang in eine geldlose Gesellschaft initiieren:
Den Anreiz zur Schaffenskraft sucht der Mensch dann nimmermehr im Wunsche nach äußerem Reichtum, sondern findet Zufriedenheit und nachhaltiges Wohlbefinden bei sich selbst in seinem Innersten erfüllt, erwirkt durch zunehmend überwundene Weltlichkeit (fehlender Anhaftung materieller Güter) und einhergehender Freude am selbstlosen Werke (genannt Liebe).
Bitcoin erbrachte ihm eigenerfahrbar den Beweis, dass kein noch so gutes Geld nachhaltig(es) Wohlbefinden erzeugt und lediglich die Aussicht genügt, nie wieder an den nun wenigen weltlichen Grundbedürfnissen Mangel zu leiden.
Geld in seiner Grundfunktion als Erfüllungsgehilfe für das eigene Wohlbefinden wird also in dem Moment obsolet, in dem der Mensch den tief verborgenen, rein innergeistigen Mechanismus hinter der Entstehung seines Wohlbefindens selbständig begreift und eigen(er)mächtig(t) zu nutzen beginnt. Auf diesem Wege der asketisch-prozesshaften Entwicklung kann Bitcoin ein dienliches, gar beschleunigendes Werkzeug sein.
Ich selbst ging (und gehe noch immer) durch diesen Prozess, entdeckte ihn also individualempirisch und berichte deshalb nicht gehaltlos wie ein Blinder von der Farbe.
Von der quantitativen Gier ins qualitative Hier – Bitcoin als digitaler Gesellschaftsvertrag
Bitcoin könnte man daher letztlich auch als eine Art digitalen Gesellschaftsvertrag verstehen, der uns zumindest die Möglichkeit bietet, umzuwandeln des Menschen quantitative Gier in ein qualitatives Hier – ein gewissermaßen durch Rahmenbedingungen forcierter “Altruismus aus Egoismus”.
Bitcoin fungiert in diesem Denkmodell also als gesellschaftspositives Transformationswerkzeug, nicht als zivilisatorische Endstation – es ist das beste (und deshalb letzte?) Geld, das die Menschheit je hervorgebracht hat.
Dabei ist seine Ökonomie noch so konzipiert, dass es auch diejenigen belohnt, die die Fehler des aktuellen Geldsystems erkennen, frühzeitig die langfristige Konsequenz daraus ziehen und die anfängliche Volatilität wissend aussitzen. Bitcoin ist also auch eine Art Belohnung für das Studium substanzieller Systemkritik – je früher das Erkennen, desto höher die Belohnung!
Und egal für wie gebildet oder aufgeklärt man sich hält: Das Bitcoin-Studium lehrt einen immer wieder Demut durch seine extrem interdisziplinäre Informationskomplexität (in ihm laufen Stränge des Wirtschafts- und Computerwesens, der Mathematik, der Physik, der Philosophie, der Spieltheorie, der Psychologie und dergleichen mehr fast unüberschaubar multiaspektuell zusammen).
So wüsste ich noch keine zufriedenstellende Lösung für das Problem des Wiedervertrauenmüssens in die Redlichkeit der Private-Key-Verwalter bei durch die öffentliche Hand gehaltenen Bitcoin. Ist freies Geld also nur als Privatwährung funktional und ermöglicht so den Übergang in eine staatenlose, auf Eigenverantwortlichkeit basierende - womöglich fremdherrschaftsfreie - Gesellschaftsform?
Schlussbetrachtung und Fazit
Wie die Geschichte zeigt, scheitert jedes Geld am Menschen selbst. Deshalb benötigt er ein Geldsystem, das Vertrauen in menschliche Ehrlichkeit durch Vertrauen in mathematische Unbestechlichkeit ersetzt. Als Ausdruck dessen bietet Bitcoin die ökonomische Grundlage für ein neues, ehrliches Miteinander und entsprechend einhergehendem Bewusstseinswandel.
Die periodische Verknappung von Geld (Bitcoin-Halving) unterstützt diesen Wandel durch eigennutzbedingte Konsumaskese – und Studien zeigen: freiwilliger Verzicht schafft Wohlbefinden jenseits des Materialismus. Aus dieser postmaterialistischen Bewusstwerdung (also der Verinnerlichung, dass weniger Anhaftung glücklicher macht) erwächst sodann die Möglichkeit, Geld als Erfüllungsgehilfe für das eigene Wohlbefinden schrittweise zu überwinden und nach Jahrzehnten der Entwicklung vielleicht sogar in einer gänzlich geldlosen Gesellschaft zu erwachen.
Solange aber der Mensch seinem Egoismus folgend die Anstrengungslosigkeit der Anstrengung vorzieht, solange bedarf es zu seinem ökonomischen Tätigsein auch ein durch Anstrengung (PoW) gedecktes, ehrliches Tauschmittel. Die absolute Transparenz Bitcoins ermöglicht erstmals dieses Maß an Ehrlichkeit in einem Gelde – und bekanntlich währt ja die am längsten…
ENDE
PS: Ich habe alles Theistisch-Spirituelle im Haupttext absichtlich kleingehalten. Wer jedoch die Ausdauer und Kapazität mit sich bringt, bis hierher gelesen und Grundsätzliches verstanden zu haben, dem sei auch dies AbschließEnde zuzumuten.
Für mich stellt Bitcoin nämlich tatsächlich ein potentielles, nur auszupackendes Geschenk göttlicher Gabe dar, mit dem die Menschheit das Werkzeug erhält, ihr mammonides Sklaventum sukzessiv zu überwinden – die weltliche Gier könnte durch das Multifunktionswerkzeug Bitcoin über einen längeren Prozess hinweg gesundgedrosselt, gar gänzlich überwunden werden. Darin besteht sein eigentlicher Wert! Wer sich auf diesen Gedanken eines ehrlichen, freien Geldsystems als Grundlage für ein gleichsam ehrliches, freiheitliches Miteinander mit all seinen tiefen Konsequenzen einlassen kann, dem eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten – in Herz und Verstand. Möge die Menschheit dieses Geschenk erkennen und annehmen _()_
PPS: Ich möchte auch ganz offen sein. Während des Schreibens der Ursprungsfassung war es tatsächlich so, als ob mich eine höhere Kraft geleitet hätte – die Autorenschaft ist also nicht allein, oder vielleicht sogar überhaupt nicht, mir zuzusprechen.
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(Klarstellung, um einfältigen Schlüssen vorzubeugen: Ich erachte Bitcoin nicht als Allheilmittel, wohl aber als sinnvollste Option zur allmählichen Gesundung der Gesellschaft aus ökonomischer Sicht – solange nämlich der Mensch noch glaubt, Geld zu benötigen (weil er sein ökonomisches Kreuz für andere nicht tragen kann), solange sollte dies wenigstens ehrlich und korruptionsresistent organisiert sein. Welches Konstrukt außer Bitcoin kann das leisten?)